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Heft 133: Inklusion - Versprechungen vom Ende der Ausgrenzung

2014 | Inhalt | Editorial | Abstracts | Leseprobe

Titelseite Heft 133
  • September 2014
  • 142 Seiten
  • EUR 15,00 / SFr
  • ISBN 3-89691-993-9
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Norbert Wohlfahrt
Vom "Klassenkompromiss" zur klassenlosen Staatsbürgergesellschaft?
Zu einigen Widersprüchen einer "inklusiven" Sozialpolitik

Vor dem Hintergrund einer historischen Rekonstruktion der Entwicklung von einer staatsbürgerlichen Inklusionspolitik in Form eines sozialstaatlichen "Klassenkompromisses", hin zu einer "inklusiven Konkurrenzgesellschaft" und deren sozialstaatlicher Idealisierung, wird aufgewiesen, wie das, was zunächst ganz banal die Möglichkeit einer lohnabhängigen Erwerbsarbeit war, nun theoretisch zu einem Gerechtigkeitsdiskurs der "Befähigung zur gerechten Teilhabe" fortentwickelt wird. Beleuchtet werden die mit dem aktivierenden Prinzip der neuen sozialstaatlichen Orientierung verbundenen Spannungsverhältnisse an den vom Leitbild der Inklusion und der damit verbundenen Propagierung von Diversity ausgehenden organisationellen Anforderungen sowohl an Kindertagesstätten und Erziehungshilfen wie auch an das Schulsystem.

Michael Winkler
Exklusion als (notwendige) Kehrseite von Inklusion

In Form eines Essays wird das Wagnis eingegangen, in der aufgeregten Inklusionsdebatte zumeist ausgeblendete bzw. übergangene Grundfragen von Pädagogik und Bildung noch einmal neu anzudenken. Dabei liegt der Fokus auf der Analyse von Widersprüchen, Paradoxien und Illusionen, die sich aus den Programmatiken der Inklusion und Förderung für die Pädagogik ergeben. Im enttäuschten "Paradiesversprechen Bildung für alle" wird ein zentraler Erklärungsgrund für die Härte der Debatte um Inklusion und die Rigidität der darin erhobenen Forderungen in den Blick genommen. Zudem wird dargelegt, wie Behinderung für das politische Inklusionsprojekt geradezu instrumentalisiert wird. Deutlich wird so, dass es keine Alternative zur Dialektik von Inklusion und Freiheit gibt.

Kerstin Rathgeb
Kritische Perspektiven zu Inklusion als Diskurs und Konzept

In kursorischen Blicken und Anmerkungen zu den konkreten Entwicklungen und Politiken, mit denen hierzulande der UN-Konvention genüge getan und das Integrationskonzept durch die Ermöglichung von Teilhabe und Selbstbestimmung abgelöst werden sollen, werden Zielsetzung wie hegemoniale Rede von der Inklusion grundsätzlich in Frage gestellt. Dabei wird scharf nachgezeichnet, wie mit der auf ‚best practice‘ Modelle fokussierten und pädagogisch-therapeutisch gewendeten Praxis Machtverhältnisse, strukturell verankerte Diskriminierungen und Ungleichheiten negiert, ignoriert und (dadurch) in bester Absicht sogar reproduziert werden.

Bill Hughes
Invalidierung
Eine Theoretisierung der Ausschließung von Behinderung

Der Beitrag skizziert, das Konzept der "Invalidierung" als Transformation von (bestimmten) körperlichen Unterschieden in Behinderungen und gesellschaftliche Unterdrückungsverhältnisse. Der Kerngedanke ist, dass solche Dynamiken historisch und kulturell – nicht zuletzt verwoben mit Normen, Werten und Produktionsverhältnissen bzw. Verteilungsstrukturen – variieren, als solche jedoch in die Geschichte der Menschheit bzw. den Prozess der Zivilisation eingeschrieben sind.

Simone Danz
Anerkennung von Verletzlichkeit und Angewiesen-Sein

Ausgangspunkt des Beitrages ist das geradezu paradoxe Phänomen, dass obwohl empirisch zumindest ab einem bestimmten Lebensalter sehr viele Menschen von "Behinderung" betroffen sind, der symbolische Bedeutungsgehalt dieser Kategorie zumindest latent mit Abweichung assoziiert wird. Gezeigt wird, dass die dafür als Hintergrund fungierenden gängigen Normalitätsvorstellungen nicht nur eine Art Leistungsfetisch beinhalten, sondern als phantasmatische Vollkommenheitsvorstellung den zentrierenden Kern unseres Begriffssystems bilden. Weiterhin wird dargelegt, wie damit in Verbindung stehende normative Ordnungsmuster auch in der inneren Struktur des Individuums Wirksamkeit entfalten und in der Subjektkonstitution zu einer Verkennung von Abhängigkeit führen.

Friedemann Affolderbach
Zur Frage von Bildung und "geistiger Behinderung"
Die Praxisreflexion eines medienpädagogischen Projektes mit theoriegestützten Impulsen

In Form der Praxisreflexion eines medienpädagogischen Projektes mit theoriegestützten Impulsen prüft der Beitrag den emanzipatorischen Gehalt von Bildung und pädagogischer Praxis, um schließlich dialektisch die Normativität des Begriffes "geistige Behinderung" im Postulat einer veränderten gesellschaftlichen Praxis aufzuheben. Leseprobe

Sabine Jentsch
Politische Emanzipation und demokratische Inklusion

Nicht jede behindertenpolitische Forderung nach demokratischer Inklusion, so die Kernthese dieses Beitrags, genügt auch der Bedingung politischer Emanzipation. Am Beispiel der in der Bundesrepublik geführten Debatte um § 13 Nr. 2 des Bundeswahlgesetzes wird gezeigt, dass selbst die Argumente der Gegnerinnen und Gegner des Wahlrechtsausschlusses einem privilegistischen Demokratieverständnis verhaftet bleiben, das mit der demokratietheoretischen Auffassung der UN-Behindertenrechtskonvention und des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) unvereinbar ist. Der Beitrag arbeitet die politikphilosophischen Gründe heraus, warum künftige Gleichstellungspolitiken den Prämissen des EGMR folgen und eine Emanzipation von dem bislang als selbstverständlich vorausgesetzten Demokratiekonzept anstreben sollten.

Dierk Starnitzke
Inklusion und Disability Studies aus der Perspektive einer Traditionseinrichtung

Im Zentrum des Beitrages des Vorstandssprechers des Wittekindshofs stehen die konkreten Herausforderungen, die sich aus der mit der Inklusionsprogrammatik verbundenen individuellen Förderung im Zusammenhang mit der Eingliederungshilfe für eine Einrichtung ergeben, welche in der Tradition einer klassischen diakonischen Anstalt steht. Erläutert wird nicht nur das unter direkter Beteiligung der Mitarbeitenden erarbeitete "Handlungsleitende Bild", welches Inklusion als "Teilhabe in jedem Lebensalter" zu konkretisieren sucht. Darüber hinaus wird dabei der fundamentale Unterschied zwischen einem modernen Individualitätsverständnis und dem Begründungsmuster des biblischen Verständnisses von Individualität, dem sich die Einrichtung verpflichtet weiß, herausgearbeitet. Die daraus abgeleitete Maxime, jede(n) Einzelne(n) konsequent an den ihm/ihr eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu fördern lässt den sozialpolitisch eher diffusen Begriff der Inklusion obsolet werden.

Andreas Pfeuffer
Die Ökonomien des medizinischen Kodierens
Kodierfachkräfte im Spannungsfeld zwischen medizinisch-pflegerischen und betriebswirtschaftlichen Ansprüchen - Teil 2

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