Pfad: Startseite > Hefte > 2003 > Heft 88: Neo-Diagnostik - Modernisierung k...

 
Startseite Suchen Druckansicht imagemap Schrift verkleinern Schrift vergrößern

Heft 88: Neo-Diagnostik - Modernisierung klinischer Professionalität

2003 | Inhalt | Editorial | Abstracts | Leseprobe

Titelseite Heft 88
  • Juni 2003
  • 136 Seiten
  • EUR 14,00 / SFr 19,80
  • ISBN 3-89370-380-2

Renate Schumak
Diagnostische Verfahren in der Arbeitsmarktpolitik:
Profiling im aktivierenden Staat

Der Beitrag beschäftigt sich mit neuen Erhebungs- und Klassifizierungsinstrumenten in der Arbeitsmarktpolitik wie Profiling und Assessment. Es wird gezeigt, wie damit ein diagnostischer Blick auf die Erwerbslosen in die Arbeitsmarktpolitik Einzug hält, und wie diese Instrumente im Rahmen der Strategie der 'Eigenaktivierung' mit Zwang und Kontrolle verknüpft sind. Außerdem wird der Zusammenhang mit dem neoliberalen Leitbild vom 'Unternehmen-Ich' hergestellt. Wie eine sinnvolle Perspektive professionellen Handelns in diesem Feld trotzdem noch vorstellbar sein kann, damit beschäftigt sich der letzte Teil des Beitrags.

Wilfried Manke, Helmut Quitman
Dialogische Diagnostik in begabungsfördernden Beratungs- und Unterrichtsprozessen

Der Aufsatz thematisiert - vor dem Hintergrund von Erfahrungen in der Hamburger Beratungsstelle besondere Begabungen - BbB - der Behörde für Bildung und Sport - die "Dialogische Diagnostik" als Alternative zu traditionellen medizinisch-psychologischen Beratungs- und begabungsdiagnostischen Ansätzen. "Dialog" als zentraler Wert konstituiert ein Feld, in dem die Betroffenen selbst mit ihren Deutungsmustern und Kompetenzen im Sinne einer "Hilfe zur Selbsthilfe" Ernst genommen und unterstützt werden. Derartige Prozesse können sowohl für Beratungs- als auch für Unterrichtsprozesse genutzt werden. Testdiagnostik wird in diesem Ansatz nicht als Regel sondern als Sonderfall einer umfassenden pädagogischen Diagnostik gesehen.

Mark Schrödter
Zur Unhintergehbarkeit von Diagnose
Klassifikation in der Sozialen Arbeit

Erkenntnistheoretisch ist diagnostische Klassifikation im Sinne von Prädikation für sozialpädagogisches Handeln unhintergehbar, daher nicht kritisierbar. Professionalisierungstheoretisch ist die Notwendigkeit methodisierter Diagnoseverfahren und Klassifikationssysteme als Momente formaler Begründungsrationalität unhintergehbar und kann nicht in Frage gestellt werden. Kritisierbar und infragezustellen sind nur die deprofessionalisierten Formen der Anwendung von Diagnose und Klassifikation im Sinne einer technokratischen Praxis. Eine Kritik der Verwendungspraxis setzt die Unterscheidung zwischen administrativer und professioneller Handlungslogik, sowie von statistisch und rekonstruktiv entwickelten Klassifikationssystemen voraus. Dann erst können die für professionelles Handeln zentralen Probleme der therapeutischen Validität diagnostischer Klassifikation und des therapeutischen Gehaltes diagnostischer Deutungen diskutiert werden.

Holger Ziegler
Diagnose, Macht, Wissen und "What Works?"
Die Kunst, dermaßen zu regieren

Ausgehend von einer Fassung Sozialer Arbeit als 'Regierung' wird in diesem Aufsatz die These vertreten, dass die derzeitige 'neo-diagnostische' Konjunktur Teil einer Regierungsrationalität ist, die sich von den fordistisch-sozialstaatlichen Rationalitäten hinsichtlich der Subjektkonstitution der Adressaten, ihres Bedarfs an Wissen und an Professionalität deutlich unterscheidet. Die Frage 'what works' steht im Mittelpunkt einer neuen mangeriellen Form des Regierens. Eine dabei beschrittene Entwicklung hin zu einer 'beweisbasierten Praxis' Sozialer Arbeit wird vor dem Hintergrund britischer Erfahrungen am Beispiel der Kriminalprävention erörtert.

Thomas von Freyberg
Fördern und Fordern (Teil 1): Der Angriff auf den deutschen Sozialkonsens

Nicht der Umbau, der Abbau des deutschen Sozialstaats steht auf der politischen Agenda. Die These vom Paradigmenwechsel im Sozialstaatsverständnis wird am aktuellen Kampf um die Sozialhilfe belegt. Zunächst wird der Funktionswandel der Sozialhilfe vor dem Hintergrund der Massenarbeitslosigkeit skizziert; anschließend werden die normativen und ökonomischen Basisorientierungen des deutschen Sozialstaats rekapituliert; um schließlich die Frage zu beantworten, welche Grenzen des bisherigen sozialstaatlichen Konsens von einer Politik der Aktivierung überschritten werden. Der schleichende Erosionsprozess hat seit Jahren ein systematisches Gefälle; er führte dazu, dass mittlerweile ganz offen der grundsätzliche Bruch mit dem bisherigen Sozialstaatskonzept gefordert und gefördert wird. Wir sind Zeugen eines Prozesses regressiver und repressiver Modernisierung des deutschen Sozialstaats.

2003 | Inhalt | Editorial | Abstracts | Leseprobe