Pfad: Startseite > Hefte > 2004 > Heft 93: Eliten-Schwindel: Gesellschaft zw...

 
Startseite Suchen Druckansicht imagemap Schrift verkleinern Schrift vergrößern

Heft 93: Eliten-Schwindel: Gesellschaft zwischen Demokratisierung und Privilegierung

2004 | Inhalt | Editorial | Abstracts | Leseprobe

Titelblatt Heft 91
  • September 2004
  • 92 Seiten
  • EUR 11,00 / SFr 19,80
  • ISBN 3-89370-398-5
PDF Herunterladen

Michael Hartmann
Eliten und Demokratie

Der Ruf nach einer "Expertokratie", nach einer "Herrschaft der Funktionseliten" ist immer wieder (und verstärkt wieder in jüngster Zeit) in den öffentlichen Debatten zu vernehmen. Dabei suggeriert der Diskussion um die Eliten - wo sie für jene Partei ergreift -, dass es sich bei den Eliten um Leistungseliten handle, über den Zugang zu ihnen also das individuelle Vermögen entscheide. Der folgende Beitrag räumt nicht nur mit der scheinbar demokratischen Leistungsideologie auf, sondern er zeigt u.a., dass Vermögen - nämlich finanzielles - sehr wohl nach wie vor eine Rolle spielt. Alles in allem kann man die Entwicklung in den USA, aber nicht nur dort, treffend mit den Worten von Warren Buffett, dem zweitreichsten Mann der Welt, charakterisieren, der in seinem Aktionärsrundbrief 2004 kurz und knapp schreibt: "In Amerika wird ein Klassenkrieg geführt und meine Klasse gewinnt eindeutig."

Joe Kincheloe, Heinz Sünker
Begabungsideologie, Hegemonie der Eliten und Bildungspolitik

Angesichts der Reproduktion sozialer Ungleichheit mithilfe des Bildungssystems, bei steigender Bedeutung von Bildung für Individuen und Gesellschaft, stellt sich die Frage nach hegemonialen Strategien der Eliten und Ideologemen, die dies absichern (sollen). Abgesichert wird das herrschende System der Bildungsapartheid - am besten im deutschen dreigliedrigen, ständestaatlichen Ursprüngen entstammenden Schulsystem verkörpert - in entscheidender Weise durch die Ideologie der Begabung, mit der Einzelnen ihr gesellschaftlicher Platz zugewiesen wird. Diskutiert wird in diesem Artikel deshalb zum einen der gesellschaftspolitische, bildungsmäßig vermittelte, Ort dieser Strategie, zum anderen geht es um eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit Positionen der pädagogischen Psychologie, dem von ihr produzierten legitimatorischen wissenschaftlichen Schein. Leseprobe

Hauke Brunkhorst
Die Intellektuellen und Europa

Für Platon war die Demokratie ein großes Unglück und eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben der Philosophen. Für den modernen Intellektuellen ist die Demokratie die einzige halbwegs verlässliche Existenzvoraussetzung. Die Demokratie unserer Tage unterscheidet sich auch dadurch von ihrem klassischen Vorläufer, dass sie den Intellektuellen die Rolle des moralischen Helden verweigert. Sartre stirbt im Bett, Botho Strauß schreibt im Spiegel, und das 20. Jahrhundert, das Talcott Parsons das amerikanische genannt hat, unterscheidet sich - im Westen - auch darin von dem Achtzehnten, dass man Voltaire nicht mehr verhaftet. "Es ist", schreibt Michael Walzer, "eine der Entdeckungen der modernen Demokratie - ein Fortschritt, den wir seit den Griechen gemacht haben -, dass wir, wenn wir den Kritiker nicht töten, dadurch das Recht erwerben, ihn nicht zu bewundern" (Michael Walzer). Die Demokratie ist eine "unheroische" Lebensform (Hans Kelsen). Der nachfolgende Text arbeitet diesen wichtigen Unterschied zwischen moderner und klassischer Demokratie, zwischen modernem und klassischem Humanismus heraus, und versucht auf diese Weise die Frage nach der Stellung des Intellektuellen innerhalb eines Europas, dessen Demokratisierung unvollendet ist und in dem bislang ist keine europäische Demokratiebewegung von unten erkennbar ist, zu beantworten.

2004 | Inhalt | Editorial | Abstracts | Leseprobe