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Heft 101: Geschichte und Geschichten der Sozialen Arbeit

2006 | Inhalt | Editorial | Abstracts

Titelseite Heft 101
  • September 2006
  • 144 Seiten
  • EUR 11,00 / SFr 19,80
  • ISBN 3-89370-423-X
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Manfred Kappeler
Über den Zusammenhang von Biographie/Individualität und Zeitgeschichte

Im Editorial zu diesem Heft heißt es: "Die Geschichte der Sozialen Arbeit ist Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts und die sie schreiben, sind ohne Ausnahme in diesem Jahrhundert geboren und herangewachsen [...]. Diese Generationen- und Epochenbezüge spiegeln sich in den Beiträgen und geben dem Heft seine besondere Prägung." Der Beziehung zwischen der Lebensgeschichte des Einzelnen in "seiner Zeit" und über diese Zeit zu den ihr vorangegangenen "geschichtlichen Zeiten" wird in diesem Beitrag, immer wieder angebunden an die Geschichte der Sozialen Arbeit, verallgemeinernd nachgegangen.

C. Wolfgang Müller
Methodengeschichte als Geschichte des Handwerks in unserem Beruf

In diesem Beitrag reflektiert der Autor seine jahrzehntelange Beschäftigung mit der Geschichte der Methoden der Sozialen Arbeit, die ihn "mitten in die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts" führte. Seine Auseinandersetzung mit der Methodengeschichte, mit ihren gesellschaftlichen und politischen Kontexten sei das Ergebnis "einer zeitgeschichtlichen Rekonstruktion der experimentellen Tätigkeit sozialer Bewegungen auf dem Wege zu einer neuen Praxis" gewesen.

Barbara Rose
Geschichte wird gemacht - auch Professionsgeschichte

Zur Erforschung und Aneignung der Berufsgeschichte Sozialer Arbeit können die Hochschulen einen wichtigen Beitrag leisten. Denn erstens gehört Praxisforschung zu ihrem Ausbildungsauftrag; zweitens verfügen sie über interdisziplinäre Perspektiven und Zugänge, die für berufsgeschichtliche Forschungen hilfreich sind; und drittens bieten sie gute Voraussetzungen, um die unterschiedlichen Akteure (Studierende, Lehrende, Praktiker, Träger und Klienten) in solche Projekte zu versammeln. Im folgenden Text werden zwei berufsgeschichtliche Projekte der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit in Hamburg samt ihren jeweiligen politischen, thematischen und professionsrelevanten Bezügen dargestellt. In beiden Projekten steht die historische Praxis eines konfessionellen Trägers sozial-diakonischer Arbeit zur Debatte. Während sich das erste Projekt mit den Haltungen und Handlungen des Trägers in den Anfängen des Nationalsozialismus befasst, geht es im zweiten Projekt um die Erforschung der Erziehungspraxen in der Heimerziehung der 50er und 60er Jahre.

Susanne Maurer
Soziale Arbeit als Offenes Archiv gesellschaftlicher Konflikte
Für eine selbstkritische Historiographie

Vor dem Hintergrund der Überlegungen, dass Geschichtsschreibung dann "einschlägig" ist, wenn die Adressaten von ihr betroffenen und provoziert werden, weil ihnen ihre eigene Gewordenheit zum Skandal wird, und dies wiederum dazu führt, dass sie diese/ihre "Geschichte" selbst weiterschreiben, und "Geschichte" also auf diese Weise als (potentiell) transformatives, als (potentiell) demokratisches Projekt erscheint, - vor diesem Hintergrund möchte ich im folgenden kennzeichnen, in welcher Weise eine selbstkritische Historiographie Sozialer Arbeit meines Erachtens gedacht werden kann. Eine solche Perspektive der "Geschichte der Problematisierungen" sieht sich dabei einer solchen Aufmerksamkeit verpflichtet, wie sie insbesondere von Michel Foucault im Medium historischer Diskursanalyse verfolgt wurde, aber auch einer Thematisierbarkeit der "Probleme" in zeitgenössischen Macht- und Kräftefeldern.

Adriane Feustel
Von Widersprüchen
Quellenstudien zum Alice-Salomon-Archiv der ASFH Berlin

Die Geschichte des Alice-Salomon-Archivs fällt nicht mit der der Alice-Salomon-Schule und der ihrer Gründerin zusammen. Der Beitrag zeigt die historischen Einschnitte, Distanzen und kritischen Vorbehalte auf, die die Etablierung des Archivs bestimmt haben. Neue Lesarten der historischen Texte werden erläutert und es wird auf die Bedeutung hingewiesen, die diese für die Entwicklung einer beruflichen Identität der Sozialarbeiter/innen haben können.

Heidi Koschwitz
Sich Altes vor Augen führen um Neues zu verstehen und zu gestalten

Muss sich die Profession der Sozialen Arbeit mit alten Sachen beschäftigen? Gibt es nicht genügend Probleme und Themen im Hier und Jetzt und erst recht in der Zukunft? Sicherlich, doch mir ist es im Laufe meiner Berufstätigkeit als Sozialarbeiterin und Diplom-Pädagogin immer wichtiger geworden, auch an den Wurzeln unserer Berufsgeschichte zu graben, um begreifen zu können, was unsere beruflichen Vorfahren in ihrer Zeit schaffen wollten, welche Innovationen schon früher einmal eingebracht wurden, was mit ihnen geschehen ist und welche Sicht wir heute auf sie haben. Und so ist es kein Zufall, dass ich heute für eine Einrichtung arbeite, das "Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen/DZI" in Berlin, die mit ihrer eigenen Geschichte und ihrem gegenwärtigen Wirken einen Beitrag zur Historie sozialer Berufe geleistet hat und immer noch leistet.

Sven Steinacker
Soziale Arbeit als Arena hegemonialer Kämpfe
Ein Blick auf die Geschichte der Jugendfürsorge am Vorabend des Nazismus

Der Beitrag fokussiert die Soziale Arbeit als ein auf politische und kulturelle Hegemonie zielendes pädagogisches Komplement zu den auf Gewalt und Kommando aufruhenden repressiven Herrschaftsfunktionen. Als institutionelle Manifestation des Herrschaftszusammenhangs des bürgerlich-kapitalistischen Staates handelt es sich dabei allerdings gerade nicht um eine unhintergehbare, lineare Herrschaftsbeziehung, aus der es kein Entkommen gibt. Vielmehr ist Soziale Arbeit durch ihre Verortung im politischen Raum als umkämpftes Terrain zu verstehen, auf dem Hegemonie gleichermaßen konstituiert wie angefochten werden kann. Am Beispiel der Fürsorgeerziehung am Vorabend des Nazismus wird die Jugendfürsorge als Gegenstand und Ort hegemonialer Auseinandersetzungen in den Blick genommen. Dabei zeigt sich, dass die AkteurInnen ihre Handlungsspielräume in der historischen Umbruchsituation der Weimarer Republik weder zu einer konsequenten Absage an eugenische/rassenhygienische Positionen noch für eine engagierten Parteinahme zu Gunsten der Betroffenen genutzt haben, sondern auf fürsorgepolitischer wie alltagspraktischer Ebene den Boden für die Nazis bestellten. In einer langfristigen Perspektive reiht sich dies ein in eine bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts reichende Berufsgeschichte, in der sich die Soziale Arbeit allzu oft unkritisch für die Aufrechterhaltung von Herrschaft in Dienst nehmen lassen hat.

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