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Heft 102: Neue Soziale Fragen? Zur Diskussion um Arbeit, Mindestlohn und bedingungsloses Grundeinkommen

2006 | Inhalt | Editorial | Abstracts

Titelseite Heft 101
  • Dezember 2006
  • 132 Seiten
  • EUR 11,00 / SFr 19,80
  • ISBN 3-89370-424-8
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Wolfgang Völker
Soziale Fragen
Arbeit - (Grund)einkommen - Auskommen

Der folgende Text gibt im Sinne eines ausführlichen Editorials eine Einführung in das Heft. Die unter verschiedenen Überschriften debattierten aktuellen sozialen Fragen im Kontext von Arbeiten, Einkommen und Existenzsicherung werden vorgestellt. Die Betrachtung der jüngeren Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen bildet dabei den Schwerpunkt. Vor diesem Hintergrund wird die Diskussion der Redaktion der WIDERSPRÜCHE zu diesem Thema seit den 1980er Jahren rekapituliert. Abschließend werden Fragen zur weiterführenden Debatte und Maßstäbe für politische Einmischungen formuliert.

Georg Vobruba
Exklusivität und Moralanforderungen
Das Realisationsdilemma der Grundeinkommensidee

In der neuen Grundeinkommensdiskussion, die in den letzten Jahren intensiv und breit geführt wird, sind viele der Argumente, die schon in den 80er Jahren für ein Grundeinkommen vorgetragen worden waren, wieder aufgegriffen, modifiziert und weiter entwickelt worden. Im Unterscheid zu der älteren Diskussion weist die gegenwärtige aber eindeutige Schwerpunkte der Argumentation auf: Die Hauptargumente laufen darauf hinaus, dass die traditionelle Vollbeschäftigung ein für alle Mal vorbei sei und dass man den damit verbundenen Verarmungs- und Exklusionsgefahren einzig mit einem Grundeinkommen begegnen könne. Im Folgenden greife ich diese Diskurskonstellation auf. Ich rufe die wichtigsten der Argumente der Diskussion, der älteren und aktuellen, kurz in Erinnerung und sortiere sie nach dem folgenden Kriterium: Ist für das Ziel, das jeweils argumentativ anvisiert wird, exklusiv nur mit dem Grundeinkommen realisierbar, oder wäre es auch mit alternativen Instrumenten zu erreichen? Zugleich frage ich danach, welche Anforderungen an die Moralausstattung in der Gesellschaft die unterschiedlichen Argumentationen voraussetzen müssen, um die Realisation der Grundeinkommensidee plausibel erscheinen zu lassen. Ich beginne mit Argumenten, die zwar im Zusammenhang der Grundeinkommensdiskussion vorgetragen werden, aber keineswegs eindeutig für ein Grundeinkommen sprechen und gehe dann zu Argumenten über, die immer exklusiver für ein Grundeinkommen sprechen.

Leroy H. Pelton
Nichtdiskriminierung in der Besteuerung und Verteilung des "gemeinsamen Reichtums" in einer Nation

Grundgedanken von Leroy Pelton - Anstelle eines Abstracts: Der folgende Artikel ist eine leicht überarbeitete Fassung eines Kapitels aus dem kürzlich erschienenen Buch von Leroy Pelton: Frames of Justice. Implications for Social Policy (New Brunswick, New Jersey: Transaction Publishers, 2005). In dieser Arbeit identifiziert Pelton drei grundlegende, historische Rahmen, in denen sich jeweils ein spezifischer Gerechtigkeitssinn entwickelt hat. Als empirische Basis dienen ihm die großen Schriften der monotheistischen Religionen, die Thora, das Neue Testament und der Koran. In dieser Analyse macht Pelton deutlich, dass diese Überlieferungen nicht nur für den Alltagsverstand“ von Bedeutung sind, sondern ebenso für die wissenschaftlichen und politischen Zugänge für alle Fragen der Sozialpolitik.

Anne Ames
Familienbande als Rettungsring!?

Der Bundestag hat am 17. Februar 2006 Änderungen des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch (SGB II), der gesetzlichen Grundlage für das Arbeitslosengeld II, beschlossen, die erwachsene, unter 25-jährige Erwerbslose auf den Haushalt der Eltern verweisen und den ihnen zugestandenen Bedarf auf 276 Euro im Monat reduzieren. Was aber bedeuten die gesetzlichen Neuregelungen für die betroffenen jungen Menschen und ihre Familien?

Johannes Steffen
Kombilohn - Niedriglohn - Mindestlohn

16. August 2002, 11:00 Uhr, Berlin, Französischer Dom - mit einem beispiellosen Brimborium überreicht der Vorsitzende der nach ihm benannten Kommission, Dr. Peter Hartz, Bundeskanzler Schröder vor einer Schar geladener Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft das Gutachten "Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt". Bei einer eins zu eins Umsetzung der 13 Module des Gutachtens, so hieß es seinerzeit, ließe sich die registrierte Arbeitslosigkeit binnen drei Jahren bis Ende 2005 um rd. zwei Millionen Personen reduzieren. Da so gut wie alle relevanten gesellschaftlichen Gruppen in die Arbeit der Kommission einbezogen worden waren und am Ende ein konsensuales Ergebnis vorgelegt wurde, fanden Stimmen, die den Kaiser nackt wähnten, kaum öffentlich Gehör. Aus dem gewerkschaftlichen Umfeld wurde gar die beruhigende Botschaft verbreitet, man habe mit der erfolgreichen Einflussnahme auf die Ausrichtung der gutachterlichen Ergebnisse weiteren Sozialabbau verhindert.

Christel Teiwes-Kügler, Michael Vester
Die Neuen Arbeitnehmer und der neue industrielle Konflikt
Herausforderungen für die gewerkschaftlichen Strategien

Seit den neunziger Jahren verlieren die großen Gewerkschaften vor allem in moderneren Branchen an Mitgliedern. Dies hängt nicht zuletzt mit dem erheblichen Strukturwandel zusammen, der sich bei den Beschäftigten vollzieht. Un- und angelernte Arbeitskräfte, die meist zur gut organisierten StamDer folgende Text gibt im Sinne eines ausführlichen Editorials eine Einführung in das Heft. Die unter verschiedenen Überschriften debattierten aktuellen sozialen Fragen im Kontext von Arbeiten, Einkommen und Existenzsicherung werden vorgestellt. Die Betrachtung der jüngeren Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen bildet dabei den Schwerpunkt. Vor diesem Hintergrund wird die Diskussion der Redaktion der WIDERSPRÜCHE zu diesem Thema seit den 1980er Jahren rekapituliert. Abschließend werden Fragen zur weiterführenden Debatte und Maßstäbe für politische Einmischungen formuliert.mklientel der IG Metall gehören, nehmen immer mehr ab, während der Angestelltenbereich mit gut qualifizierten Fachkräften, die zunehmend auch über akademische Berufsabschlüsse verfügen, stark angewachsen ist. Hier konnte die IG Metall bislang nicht in ausreichendem Maße Mitglieder gewinnen. Im Metall- und Elektrosektor sind die Angestellten auf mehr als die Hälfte der Beschäftigten gewachsen, ihre Mitgliedschaft in der IG Metall stagniert aber um die 17 %. In den schrumpfenden Bereichen der taylorisierten Massenarbeit sind mehr als 40 %, in den wachsenden moderneren Facharbeitermilieus um die 26 % gewerkschaftlich organisiert. Diese Zahlen liegen im internationalen Vergleich zwar eher in der Mitte. Aber warum nehmen die Mitglieder gerade in modernen Branchen ab, wo die Arbeit qualifizierter und eigenverantwortlicher wird? Schwächt sich im Zuge einer "Individualisierungstendenz" der Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit ab? Oder nimmt dieser Gegensatz durch die doppelte Umstrukturierung (Höherqualifizierung und globale Konkurrenz) nur eine neue Form an? Bzw. sind die Gewerkschaften in ihrem Kommunikationsstil und ihren Tarifstrategien noch zu sehr der alten, gering qualifizierten Arbeiterschaft verhaftet, die ihre Identität in der körperlichen Arbeit und der kollektiven Kampfkraft suchte?

Arnd Richter
Gefährliche Pädagogik
Kritische Bildung in neoliberalen Zeiten

So früh wie kaum ein anderer hat sich der italienische Marxist und Sozialphilosoph Antonio Gramsci in seinen Gefängnisheften der Frage gewidmet, wie Bildung das Alltagsbewusstsein der Subjekte prägt und einen überindividuellen Gesellschaftscharakter schafft. Unter kritischer Bezugnahme auf Antonio Gramsci hinterfragt dieser Beitrag den aktuell vorherrschenden Bildungs- und Subjektdiskurs. Er diskutiert den Zusammenhang von Subjektivität, Bildung und Gesellschaft und untersucht, was kritische Bildung vor dem Hintergrund einer neoliberal affizierten Gesellschaft noch bedeuten kann.

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