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Heft 112: "Normative Fluchtpunkte" - Begriffe kritischer Sozialer Arbeit

2009 | Inhalt | Editorial | Abstracts

Titelseite Heft 112
  • Juni 2009
  • 128 Seiten
  • EUR 16,00 / SFr 21,90
  • ISBN 3-937461-63-2
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Joachim Weber
Begeisterung für die Macht als politische Grundhaltung
Ein Gegenentwurf zur deutschen Rezeption von Empowerment

Die deutsche Rezeption von Empowerment lässt sich mehr oder weniger ausdrücklich auf Ressourcenorientierung reduzieren und ist dadurch politisch unterbestimmt. Dem soll ein ausgezeichnet politisches Verständnis von Macht gegenübergestellt werden, das einer langen Traditionslinie der politischen Theorie folgt und Macht mit dem Politischen identifiziert. Politisch qualifiziert ermächtigen können wir nur auf der Grundlage einer politisch qualifizierten Grundhaltung: der Liebe zur Macht.

Thomas Wagner
Citizenship, Soziale Arbeit und Soziale Klassen
Von der politischen Produktivität des Bürgers in der Sozialen Arbeit

Der "Bürger" befindet sich derzeit insbesondere in Deutschland in einer sehr ambivalenten Situation. Auf der einen Seite scheint diese Semantik in Debatten um Sozialpolitik und Soziale Arbeit geradezu en vogue. Die Rede ist vom "Aktivbürger" (vgl. Olk/Roth 2007), der "Bürgergesellschaft" (vgl. Enquete-Kommission 2002; Böhnisch/Schröer 2004), dem "effective citizen" oder gar dem "citizen-worker of the future" (vgl. Olk zit. nach Treptow 2008). Unter den Schlagworten "bürgerschaftliches Engagement" oder "Partizipation" erfahren gerade Kinder und Jugendliche und deren Beteiligungsoptionen in öffentlichen Einrichtungen und sozialen Diensten vermehrte Aufmerksamkeit. Dabei beschränkt sich dieser Diskurs bei weitem nicht mehr nur auf Beiträge aus den Reihen der internationalen Debatte um Kinderrechte bzw. der kritischen Bildungstheorie (vgl. Sünker et al 2005; Sünker/Moran-Elis 2008). Spätestens seit der Bertelsmann-Offensive "MitWirkung" (vgl. Fatke/Schneider 2005; Bertelsmann Stiftung 2007; Olk/Roth 2007) ist "Bürgerschaftlichkeit" von Kindern und Jugendlichen auch ein Thema der kommerziellen Politikberaterindustrie geworden. Vor diesem Hintergrund soll im Folgenden ein genauerer Blick auf den Begriff des Citizenship geworfen werden, nicht zuletzt um dessen politische Produktivität für die Soziale Arbeit unter Beweis zu stellen. Zu diesem Zweck soll zunächst (I) aus einer sozialwissenschaftlich-analytischen Perspektive Citizenship als politische Institution betrachtet werden, um dann im Anschluss (II) deren normativen Kern und die damit verbundenen Postulate von Demokratie und bürgerlicher Gleichheit zu beleuchten. Vor dem Hintergrund des damit verbundenen Spannungsverhältnisses (III) zwischen Citizenship und kapitalistischen Klassensystem werden zuletzt (IV) die Implikationen und Folgen für Soziale Arbeit herausgestellt.

Michael May
Menschliche Verwirklichung

Vor dem Hintergrund einer skizzenhaften philosophiegeschichtlichen Rekonstruktion des Begriffes "menschlicher Verwirklichung" als eines zugleich emphatischen wie analytischen, - angefangen von Platon und Aristoteles, über Leibnitz und Wolff, bis hin zu Rousseau, Herder, Kant, Schiller, Schelling und Hegel - soll dessen dialektisch-materialistische Fassung durch Marx selbstregulationstheoretisch zu reformulieren versucht werden und in Beziehung gesetzt werden zum Projekt einer "Sozialpolitik der Produzierenden", wie es von der Widersprüche Redaktion innerhalb ihres Programms einer "Politik des Sozialen" zu konzipieren versucht wurde.

Catrin Heite
Soziale Arbeit und Anerkennung
Überlegungen zu einer gerechtigkeitsorientierten Konsolidierung von Disziplin und Profession

Handlungsfähigkeit, Selbstachtung, Selbstwirksamkeit, Autonomie - diese Gehalte Sozialer Arbeit sind assoziiert mit dem Begriff Anerkennung. In intersubjektiven Beziehungen, bezogen auf materielle, soziale und politische Zugangsmöglichkeiten, gesellschaftlichen Status, Gruppendifferenzen, Zugehörigkeiten und im Recht gilt Anerkennung als wesentlicher Aspekt der Wohlfahrtsproduktion. Gerechtigkeitstheoretisch lässt sich mit diesem Begriff die Positionierung der Akteure in der gesellschaftlichen "Statushierarchie der Anerkennung" in den Blick nehmen und fragen, ob ihnen als gleichrangigen Gesellschaftsmitgliedern egalitäre Teilhabe und Teilnahme - "partizipatorischen Parität" - zugestanden wird, oder ob sie im Gegenteil benachteiligt und "durch institutionalisierte kulturelle Wertmuster daran gehindert werden, als Gleichberechtigte am Gesellschaftsleben" teilzunehmen (Fraser 2003: 45).

David Gil
Bemerkungen anlässlich der Auszeichnung mit dem Noam Chomsky Award of the Justice Studies Association 2008 (6. Juni 2008)

Einleitung: Die Auszeichnung mit dem Noam Chomsky Award of the Justice Studies Association bewegt mich sehr und ich bedanke mich ganz herzlich für diese Ehre. Man hat mich gebeten, bei dieser Gelegenheit über meine Arbeit, meine Interessen und meine Hoffnungen für die Welt zu sprechen. Um diesen großen Themen einen Rahmen zu geben, gehe ich zunächst kurz auf meine eigene Lebensgeschichte ein.

Ellen Bareis
Transformation von Sozialstaatlichkeit und alltägliche Praktiken
Der Fall Ein-Euro-Jobs

Der Beitrag nimmt die mit dem SGB II verbindlich eingeführten Arbeitsgelegenheiten (Ein-Euro-Jobs) zum Ausgangspunkt um sich der Frage des Verhältnisses von Staat, Subjektivität und Arbeit anzunähern. Sozial- und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen des workfare oder der Aktivierung lassen sich im Kontext der aktuellen Transformation von Sozialstaatlichkeit verorten. Darüber geben Arbeitsgelegenheit einen Anlass, sich erneut mit dem gesellschaftlichen Begriff von Arbeit und Tätigkeit zu beschäftigen und die subjektiven Narrationen zu beleuchten. Der Beitrag geht der Frage nach, wie die "Betroffenen" im Alltag mit dem Instrument der Arbeitsgelegenheit umgehen und wie sich dies interpretieren lässt.

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