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Heft 127: Schöner Wohnen II - Wohnung, Wohnen und soziale Arbeit

2013 | Inhalt | Editorial | Abstracts | Leseprobe

Titelseite Heft 127
  • März 2013
  • 119 Seiten
  • EUR 15,00 / SFr
  • ISBN 3-89691-987-8
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Stephan Nagel
Ausgrenzung und Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt

Im Laufe des Jahres 2012 ist die neue Wohnungsnot auf den Titelseiten der großen Zeitungen und Magazine angekommen. Die Vernachlässigung des Baus von erschwinglichen Wohnungen, die starke Reduktion des sozialen Wohnungsbaus, der Abbau von gesetzlichen Regelungen zur Mietpreisdämpfung, die Spekulation mit Wohnraum und die Folgen der Finanzmarktkrise haben in vielen Regionen Deutschlands zu stark steigenden Mieten – in einigen Großstädten zu geradezu explodierenden Neuvertragsmieten – und insgesamt zu einem Mangel an günstigem Wohnraum geführt. Die schmerzhaften Auswirkungen dieses Mangels werden inzwischen bis weit in die Mittelschichten spürbar.

Florian Hohenstatt, Moritz Rinn
Festivalisierte Problembearbeitung
Die bevölkerungspolitische Strategie der IBA Hamburg, die Abwesenheit sozialer Arbei in der Stadtentwicklungspolitik und die Effekte auf Wohnverhältnisse in Wilhelmsburg

Vor 12 Jahren attestierte Stefan Lanz in seinem Beitrag in den Widersprüchen jenen stadtentwicklungspolitischen Programmen, die sich gegen die "soziale Polarisierung" in Städten richteten (vor allem im Rahmen der Städtebauförderung und des Bund-Länder Programms Soziale Stadt) eine Problemverschiebung auf die Ebene der Stadtteile (vgl. Lanz 2000). Sie zeichneten sich unter anderem durch eine "hegemoniale Repräsentation" aus, die benachteiligte Quartiere "durch ihre Abweichung von der Mehrheitsgesellschaft definiert" (Lanz 2000: 41). Als Reaktion auf eine drohende "Abwärtsspirale" entwickelten Kommunen eine "Angebotspolitik für Mittelschichten" (ebd.: 41). Von Instrumentarien, die eine Verdrängung ärmerer BewohnerInnen verhindern sollen, sei in der Folge keine Rede mehr. Wenige Jahre später wurde in Hamburg-Wilhelmsburg ein anderes Stadtentwicklungsprogramm zum Einsatz gebracht, das sich nur auf den ersten Blick stark von den Programmen der Sozialen Stadt unterscheidet. Leseprobe

Protestbewegung der Geflüchteten in Deutschland
Erklärung der Protestbewegung der Geflüchteten in Deutschland

Mit dem Beginn des Streikes in Würzburg ist seit dem 19. März 2012 die Bewegung für die Verteidigung der Rechte von Asylsuchenden in eine neue Phase eingetreten. Diese Bewegung fügt ein weiteres Blatt in die Historie der Geflüchtetenbewegung. Wir, die kämpfenden und protestierenden Geflüchteten, sind von Würzburg eine 600 km lange Strecke nach Berlin gelaufen. Auf diesem Wege haben wir die Gesetze, gegen die wir protestieren, konkret durch zivilen Ungehorsam aufgehoben. Bewusst haben wir während dieses 600 km langen Marsches die Residenzpflicht öffentlich gebrochen. Wir haben die Isolationslager für Flüchtlinge boykottiert. Weitere kämpfende Geflüchtete haben sich uns auf dem Wege angeschlossen. Heute stehen wir entschlossen, transparent und öffentlich hier auf der Straße. Und die, die uns abschieben wollen, sollen versuchen, hierhin zu kommen und uns hier mitten im Zentrum der öffentlichen Macht, also hier auf der Straße, festzunehmen und abzuschieben.

Bernd Kasparek, Matthias Schmidt
Residenzpflicht

Die Abschaffung der Residenzpflicht war ein wichtiges Anliegen des Protestmarsches der Flüchtlinge, die Anfang September 2012 in Würzburg aufbrachen, um ihren zu dem Zeitpunkt schon Monate dauernden Kampf gegen ihre Lebensumstände und die Nicht-Anerkennung als Flüchtlinge nach Berlin zu tragen. Wie einschneidend dieses Ausnahmegesetz sich auf politische Aktivitäten der Flüchtlinge auswirkt wurde schon während des Marsches klar. Je näher die Protestierenden der bayerisch-thüringischen Grenze kamen, umso mehr stellten sich alle Beteiligten die Frage, wie die Polizei auf den Grenzübertritt reagieren würde. Denn die bayerisch-thüringische Grenze, die seit 20 Jahren nicht mehr als Grenze existiert und an deren damalige Bedeutung nur ein kleines Museum erinnert, diese Grenze stellte für den Protestmarsch durchaus eine nicht zu unterschätzende Hürde dar.

Susanne Gerull
Hausbesuche in der sozialen Arbeit
Traditioneller Ansatz - zu wenig reflektiert

Hausbesuche sind ein traditioneller methodischer Ansatz in der Sozialen Arbeit, der schon vor Jahrhunderten den Armenpflegern zur Unterstützung, aber auch Überprüfung von in Not geratenen Menschen diente. Der Kontrollaspekt trat im Laufe der Jahrhunderte immer stärker in den Vordergrund; auch bei den friendly visitors among the poor um Mary Richmond und der COS (Charity Organisation Society) in den USA (vgl. Richmond 1899) sowie dem Anliegen von Alice Salomon, Hausbesuche als ein mögliches Ermittlungsinstrument im Rahmen der Erstellung von sozialen Diagnosen zu nutzen (vgl. Salomon 1927). Das Dilemma zwischen Hilfe und Kontrolle zieht sich also wie ein roter Faden durch die Geschichte von Hausbesuchen und nimmt auch in der hier vorgestellten Studie einen großen Raum ein.

Sabine Stövesand
Das Private ist politisch
Über öffentliche Eingriffe in privatisierte Gewaltverhältnisse

Im Focus des Artikels steht das Thema Partnergewalt und die Reflexion von darauf ausgerichteten Interventionen im sozialen Nahraum seitens der Sozialen Arbeit. Konkreter Bezugspunkt ist das Projekt "StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt", das seit 2010 im Hamburger Stadtteil Steilshoop umgesetzt und begleitend beforscht wird (vgl. Stövesand 2007a, 2011). Dem Projekt zugrunde liegt ein Handlungskonzept, das systematisch den Ansatz der Gemeinwesenarbeit mit Erkenntnissen der feministischen Forschung zur Gewalt im Geschlechterverhältnis verknüpft. Zentral ist die Erfahrung, dass Frauenhäuser, Beratungsstellen und Täterprogramme allein nicht ausreichend sind und auch der Ort, wo die Gewalt konkret stattfindet, in diesem Fall ist das in der Regel die Wohnung, in den Blick genommen werden sollte. Ziel ist dabei die Förderung von nachbarschaftlicher Einmischungsbereitschaft sowie der Veröffentlichungsbereitschaft von Gewaltbetroffenen und Gewaltausübenden.

Helga Cremer-Schäfer
Wer definiert, wie die Geschichte von repressiver Integration und moralisch legitimierter Ausschließung (wo und wann auch immer) zu erinnern und zu verantworten ist?
Ein Beitrag zum Sinn der entrüsteten Skandalisierung des Grundkurs Sozial Arbeit von Timm Kunstreich und der Ev. Hochschule des Rauhen Hauses

Nach meiner zurückblickenden Beobachtung folgte der Konflikt um den Grundkurs Soziale Arbeit, genauer dessen Band II, an dem wiederum das inzwischen sogenannte "Mannschatzkapitel" interessierte, von Beginn an einem Muster, das mir nur allzu gut aus der "Sympathisanten-Debatte" und dem "Deutschen Herbst" in Erinnerung geblieben ist. Skandalisiert und Ende der 1970er mindestens symbolisch ausgebürgert wurden "Sympathisanten" des linken Terrorismus. Als "Sympathisanten" wurden vornehmlich prominente und politisch eingreifende Intellektuelle ausgesucht – aber auch die Jugend- und Studentenbewegung der 1960er Jahre (heute gelegentlich als "Alt-68er" diskreditiert) konnte in das Sympathisanten-Feld gebracht werden. Den Band II des Grundkurs Soziale Arbeit hat Timm Kunstreich 1998 veröffentlicht. Vierzehn Jahre nach der Veröffentlichung und Ingebrauchnahme in der Lehre, spätestens mit dem offenen Brief des sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen an das Kuratorium und den Rektor der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie - "Das Rauhe Haus" in Hamburg begann für mich als eine Art "Zeitzeugin" der Sympathisanten-Debatte ein Déjà-vu-Erlebnis: Ein Unternehmen der "entrüsteten Skandalisierung".

Barbara Rose
Von guten und schlechten Opfern

Spätestens seit Peter Wensierskis Dokumentation "Schläge im Namen des Herrn. Die verdrängte Geschichte der Heimkinder in der Bundesrepublik" (2006) wissen wir um die psychischen Mechanismen, mit denen die Opfer repressiver gewaltförmiger Heimerziehung ihre Erfahrungen verarbeiteten. In der Regel verheimlichten sie diese, auch gegenüber ihren PartnerInnen, gaben sich noch als Erwachsene Schuld an dem ihnen zugefügten Leid und nahmen manches Mal sogar ihre Peiniger in Schutz. Erst durch die Veröffentlichung und den Kontakt mit anderen Opfern gelang es ihnen, das Verdrängte hervor zu holen, ein Selbst-Bewußtsein zu entwickeln, sich zu outen, über das ihnen angetane Unrecht zu sprechen, Zorn auf diejenigen, die für ihre Traumatisierungen und Beschädigungen verantwortlich waren, zu äußern, diese anzuklagen, Entschuldigungen und Entschädigung zu fordern. Einmal angestoßen entstanden in den vergangenen Jahren etliche Opfer-Initiativen, die mittlerweile weit über das Feld der Heimerziehung hinausreichen. Insofern ist jede Aufdeckung und Bekanntmachung von Unrecht, Schikanen, Missachtungen, Misshandlungen, die Kindern und Jugendlichen in "Hilfe"Institutionen angetan wurden/und noch werden, unbedingt zu begrüßen, zu unterstützen und soll Anlass für Erforschung, Aufklärung und Auseinandersetzung sein!

Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit Hamburg
Stellungnahme zu der Auseinandersetzung um die Veröffentlichung eines Beitrags von Eberhard Mannschatz zur Sozialen Arbeit in der DDR im "Grundkurs Soziale Arbeit", Band 2 (2001) von Timm Kunstreich

Im AKS Hamburg treffen sich seit Anfang 2011 in der Sozialen Arbeit Tätige und Interessierte, Prakti-kerInnen, MitarbeiterInnen und StudentInnen der Hamburger Hochschulen. Wir engagieren uns als po-litisch denkende Menschen und nicht als VertreterInnen einer Institution oder eines bestimmten Trägers. Wir beziehen hier Stellung zu der genannten Debatte um den "Grundkurs Soziale Arbeit" und ordnen diese vor dem Hintergrund unserer eigenen Position ein.

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