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Heft 138 : Mobilitäten: Wider den Zwang, sesshaft oder mobil sein zu müssen

2015 | Inhalt | Editorial | Abstracts | Leseprobe

Titelseite Heft 138
  • Dezember 2015
  • 144 Seiten
  • EUR 15,00 / SFr
  • ISBN 3-89691-998-4
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Bernd Kasparek, Vassilis S. Tsianos
Zur Krise des europäischen Grenzregimes
Eine regimetheoretische Annährung

Nicht allein aus Aktualitätsgründen wird der Themenschwerpunkt mit einem Beitrag von Vassilis S. Tsianos und Bernd Kasparek "Zur Krise des europäischen Grenzregimes: eine regimetheoretische Annährung" eröffnet. So geht der Beitrag weit über eine fundierte Analyse der Hintergründe jener politischen Konflikte der Regulierung transnationaler Mobilitäten hinaus, die "unter dem Stichwort Flüchtlingskrise in Europa in die Geschichte eingehen" wird. Er liefert darüber hinaus eine gleichermaßen umfassende wie kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen theoretischen Ansätzen zur Füllung des Regimebegriffes, um diese in einem anspruchsvollen Begriff von "Migrationsregime" zu synthetisieren. Leseprobe

Malte Ebner von Eschenbach
Migration zwischen Weltläufigkeit und Ortsansässigkeit
Reflexionen zu Mobilität und Immobilität in der Migrationsforschung

Die Beharrlichkeit, mit der weiterhin einem territorial nationalstaatlichen Paradigma gefolgt wird, verstellt den Blick, alternative Perspektiven auf Migration zu entwerfen. Rigide nationalstaatliche Perspektiven auf Migration geraten hiernach unter Legitimationsdruck und legen geradezu ihre Beteiligung an der Verhinderung gesellschaftlicher Entwicklung offen. Im Nachdenken über die Bedeutung von Mobilität und Immobilität in der Migrationsforschung aktualisieren die gegenwärtigen Praktiken des Grenzübertretens somit bereits die Obsoleszenz territorial nationalstaatlich organisierter Grenzregime und wir erleben alltäglich das Heraufziehen einer neuen Ordnung in all der dazu gehörigen Ambivalenz.

Manfred Liebel
Nomaden der Migration
Jugendliche und Jugendkulturen an den Grenzen Mittel- und Nordamerikas

Unter der Überschrift "Nomaden der Migration" weitet Manfred Liebel dann die Perspektive über die europäische Diskussion transnationaler Mobilitäten hinaus im Hinblick auf "Jugendliche und Jugendkulturen an den Grenzen Mittel- und Nordamerikas". Zwar folgt der Autor nicht explizit dem von Tsianos und Kasparek entfalteten Ansatz "ethnographischer Grenzregimeanalyse" zur Überwindung des in den Sozialwissenschaften bekannten "Schisma zwischen machtunkritischem Empirismus und diskursanalytischer Ersatzempirie". Auch in Liebels Ethnographie unterschiedlicher jugendkultureller Verarbeitungsformen transnationaler Mobilitäten zwischen Mittel- und Nordamerika gewinnt jedoch die von Tsianos/Kasparek geforderte "praxeologische Analyse der Ko-Produktion von Migrationsverhältnisse[n] als umkämpfte[n] Kontrollzonen der Mobilität" konkret an Gestalt.

Norbert Struck
Jugendhilfepolitische Entwicklungsperspektiven

Mit seinem, den Widersprüchen als Vorabdruck aus dem im Erscheinen befindlichen "Praxishandbuch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge" zur Verfügung gestellten Beitrag "Jugendhilfepolitische Entwicklungsperspektiven" lenkt Norbert Struck den Blick zurück nach Deutschland. Er zeichnet darin die aktuell drohende Widerkehr des Verdrängten im Umgang der bundesdeutschen Jugendhilfe mit dieser Zielgruppe nach und klagt die Gültigkeit von Standards der Jugendhilfe auch für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ein.

Manfred Kappeler
Gefangen im Paradigma der Sesshaftigkeit
Zur Geschichte der ordnungspolitischen Funktion der Sozialen Arbeit

Noch weiter in die deutsche Vergangenheit zurück reicht der Horizont des Beitrages von Manfred Kappeler. Er zeigt, dass das Denken und die Praxis der Klassifizierung der armen Menschen entlang der Linie von Sesshaftigkeit und Mobilität schon die Anfänge der städtischen Armenpflege im 14./15. Jahrhundert bestimmte. Kappeler beschreibt die Entwicklung der ordnungspolitischen /armenpolizeilichen Funktionen der Sozialen Arbeit von den "Bettelordnungen" früherer Jahrhunderte bis hin zu den Anfängen der modernen Sozialen Arbeit in der Wohlfahrtspflege der Weimarer Republik. Die Herausbildung der zur Klassifizierung von Menschen als der Hilfe/Unterstützung "Würdige" bzw. "Unwürdige" benötigte Sprache der Diskriminierung bildet einen Schwerpunkt seiner Untersuchung. In diesem Heft erscheint der erste Teil seines Beitrags. Der zweite Teil wird, mit dem Akzent auf der Entwicklung des Präventionsparadigmas in der Sozialen Arbeit, in Heft 139 veröffentlicht.

Michael May
Mobilität als Herausforderung an Gesellschaftstheorie
Eine kritische Bilanz des Diskurses

Den Bogen zurück zu den theoretischen Überlegungen der beiden Eingangsbeiträge schlägt Michael May mit seinen den Themenschwerpunkt abschließenden gesellschaftstheoretischen Überlegungen "Mobilität als Herausforderung an Gesellschaftstheorie: Eine kritische Bilanz des Diskurses". Vor dem Hintergrund von Ulrich Becks Unterscheidung einer kosmopolitischen von einer universalistischen Soziologie, diskutiert Michael May neben der Theorien des Weltsystems sowie systemtheoretischen Weltgesellschaftstheorien, transnationalistische Theorieentwürfe und die Theorie der Netzwerkgesellschaft sowie das neue, relationale Mobilitäts-Paradigma. Im Hinblick auf gesellschaftstheoretisch fundierte Analysen der mit Mobilitäten und Mobilisierungen verbundenen oder von ihnen tangierten Vergesellschaftungsweisen (auch der bisher örtlich Verwurzelten) plädiert er mit einem historisch konkreten Begriff von (kapitalistischer) Vergesellschaftung zu operieren und neben den hegemonialen auch gegenhegemoniale Ansätze von Vergesellschaftung mit in den Blick zu nehmen.

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