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Heft 158: Digital Society - Binäre Codierung von Arbeit und Alltag

2020 | Inhalt | Editorial | Abstracts | Leseprobe

Titelseite Heft 158
  • Dezember 2020
  • 138 Seiten
  • EUR 15,00 / SFr
  • ISBN 3-89691-028-8
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Friedel Schütte
Digitale Produktion von Weltgesellschaft
oder: die Erosion bürgerlicher Öffentlichkeit

Friedhelm Schütte diskutiert in drei Akten den Zerfall bürgerlicher Öffentlichkeit sowie neue Formen sozialer Interaktion. Ein Prolog, der die digitale Maschinerie zum Ausgangspunkt sowohl einer neuen Stufe kapitalistischer Produktionsweise als auch von Vergesellschaftung erklärt, leitet den Beitrag ein. Im Epilog wird auf die Krise der Wissenschaft in Krisenzeiten eingegangen, mithin auf die Ratlosigkeit, die mit der Produktion von Weltgesellschaft einhergeht. Im Mittelpunkt steht der Wandel warenproduzierender Gesellschaften via Datenökonomie und Informationstechnologie sowie die Aufhebung der klassischen Trennung von Öffentlichkeit und Privatheit. Die zentrale These der Erosion bürgerlicher Öffentlichkeit materialisiert sich in eben dieser Grenzverschiebung auf der Basis digitaler Produktionsmittel sowie der Expansion immaterieller Arbeit. Ein Blick in den Maschinenraum der globalen Fabrik offenbart nicht nur die Verwerfungen von Digitalisierung und neue Formen weltweiter Arbeitsteilung, sondern auch das Verständnis von Freiheit und die Involviertheit der Subjekte in den globalen Transformationsprozess. Ein Leben in Unsicherheit, der Kontrollverlust über das wirkliche Leben und der Wert des Privaten sind deshalb Thema. Die verdichtete Verdinglichung wird im dritten Akt 'inszeniert'. Was, so die Frage, kann man dem 'universale(n) Verblendungszusammenhang' (Adorno) entgegenstellen?

Peter Schadt
Die Digitalisierung als Scheinsubjekt

Peter Schadt argumentiert in seinem Artikel "Die Digitalisierung als Scheinsubjekt", dass der Einsatz digitaler Technologien nicht davon zu trennen ist, zu welchen Zwecken sie eingesetzt werden. Insbesondere im Hinblick auf die theoretische Folie der Industrie 4.0 als "sozio-technisches System" wird gezeigt, dass "die Digitalisierung" hier ein Eigenleben zu haben scheint, in Wirklichkeit aber nur zur Anwendung kommt um Betriebsabläufe zu rationalisieren und das Kapitalwachstum zu steigern. Es ist demnach keine offene Frage, sondern eine Sache organisierter sowie gewerkschaftlicher Gegenwehr bzw. eine Frage der Gestaltung Industrieller Beziehungen und welche Auswirkungen diese auf die Lohnarbeitenden im Arbeitsalltag haben.

Christof Beckmann
"Labour-process" und Soziale Arbeit in Zeiten der Digitalisierung

Ausgehend von der "Labour-Process-Debate" der 1970er Jahre und den grundlegenden Charakteristika Sozialer Arbeit als Dienstleitung, diskutiert der Artikel von Christof Beckmann die Gefahren einer Taylorisierung und De-Professionalisierung der Sozialen Arbeit. Die Inkorporation sozialpädagogischer Wissensbestände in Programme der Planung, Dokumentation und Steuerung der professionellen Handlungsvollzüge haben das Potential professionelle Organisationskulturen zu kolonialisieren und so einer managementorientierten Kontrolle zugänglich zu machen. Leseprobe

Timo Ackermann, Phillip Gillingham
Algorithmisch basierte Entscheidungsunterstützungssysteme für die deutsche Kinder- und Jugendhilfe?
Messages from Research

Der Artikel von Phillip Gillingham und Timo Ackermann thematisiert die Einführung von datenbasierten, elektronischen Entscheidungsunterstützungssystemen in der internationalen Kinder- und Jugendhilfelandschaft. Sie weisen auf gravierende konzeptionelle Probleme dieser Systeme hin, die dazu führen, dass sie weder zuverlässig Vorhersagen treffen, noch ethisch vertretbar sind. Vor diesem Hintergrund stellen sie die Frage, ob die zu erwartenden Kosten für die Entwicklung von entsprechenden Programmen für die deutsche Kinder- und Jugendhilfe nicht sinnvoller in eine weitere Professionalisierung der dort tätigen Fachkräfte und Organisationen investiert werden sollte.

Matthias Stein
Auswirkungen der Digitalisierung auf die Profession der Sozialen Arbeit im ASD am Beispiel von Hamburg

Der Artikel von Matthias Stein schließt an die beiden vorangegangenen Artikel insofern an, als dass er die tiefgehende bürokratische Steuerung von Handlungsvollzügen auf der operativen Ebene in den Hamburger "ASDs" bespricht. Das dort verwendete Programm Jus-IT gewinnt dabei für die beschäftigten Fachkräfte eine scheinbare Eigendynamik, okkupiert das Fallgeschehen und führt letztlich dazu, dass eine partizipative, auf Aushandlung und Respekt beruhende, koproduktive Erbringung sozialpädagogischer Leistungen erschwert wird.

Birgit Herz
Vision 2030
Profil der Sonder-, Sozial- und Inklusionspädagogik im gesellschaftlichen Kontext

Der Beitrag von Birgit Herz stützt sich auf zehn zugängliche Studien aus dem Feld von Sonder-, Sozial- und Inklusionspädagogik. Mit dieser Auswahl, die sich als erste 'orientierende Sichtung' begreift und die Abwesenheit der bundesrepublikanischen Erziehungswissenschaft in diesem Feld konstatiert, organisiert die Autorin einen Überblick über die 'globale Entwicklung' einerseits und die 'Transformation der Bildungs- und Erziehungssysteme' andererseits. Der Exkurs zur Digitalisierung auf der Basis 'digitaler Bildungs- und Erziehungssoftware' eröffnet einen Einblick in neue, innovative Profile ehemaliger Pädagogikdomainen'. Die Digitalisierung von Spracherziehung, 'Lernstrategiesensorik', 'Empathieintervention' und 'Biosignal'-Technologie geraten somit in den analytischen Horizont des Beitrags. Die im Titel angesprochene Profession und deren theoretisches Arsenal, so der zentrale Befund, wirken vor diesem Hintergrund unterkomplex und schlicht 'antiquiert'. Der Ausblick auf zukünftige Inklusionspädagogik fällt mit dem Hinweis auf 'dramatische ethische Implikationen' nicht nur nüchtern aus, er konstatiert ferner ein zeitliches Dilemma.

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