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Heft 162: Alltag - Alltäglichkeiten - Alltagstheorien

2021 | Inhalt | Editorial | Abstracts | Leseprobe

Titel Heft 162
  • Dezember 2021
  • 131 Seiten
  • EUR 15,00 / SFr
  • ISBN 3-89691-032-5
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Ellen Bareis, Fabian Kessl
Zu Theorie und Kritik des Alltagslebens - revised or not
Eine kritische Einordnung und aktualisierte Reflexion

Alltagstheoretische Positionen mischen sich spätestens seit den 1970er Jahren immer wieder in kritisch-gesellschaftstheoretische Auseinandersetzungen ein. Einen besonderen Einfluss haben Alltagstheorien seither auch in der sozialpädagogischen Diskussion und in den Debatten um Soziale Arbeit gewonnen. Allerdings zeigt die historische Vergewisserung, dass von einer durchgehenden Bezugnahme auf Alltag und Alltäglichkeit in den Sozial- und Kulturwissenschaften keineswegs die Rede sein kann. Ganz im Gegenteil: Nach der ersten Konjunktur alltagstheoretischer Positionen und Perspektiven in den 1970er Jahren finden sich diese in der Sozialpädagogik / Sozialen Arbeit wie der Allgemeinen Soziologie um den Jahrtausendwechsel nur noch sehr spärlich. Demgegenüber spielen alltagstheoretische Reflexionen in indirekter und direkter Weise in der feministischen Theorie, den Cultural Studies, der Kritischen Kriminologie und Geographie sowie der Stadtforschung in den vergangenen Jahrzehnten eine erkennbare Rolle. Der vorliegende Beitrag versucht eine Systematisierung dieser unterschiedlichen Denktraditionen kritischer Gesellschaftstheorie und im Anschluss daran Hinweise zur Reaktualisierung alltagstheoretischer Perspektiven und Positionen, gerade auch in der Sozialpädagogik / Sozialen Arbeit, anzubieten.

Brigitte Bargetz
Das Politische alltagstheoretisch denken

Im Anschluss leuchtet Brigitte Bargetz im Rahmen ihrer Überlegungen die Möglichkeit aus, das Politische alltagstheoretisch zu denken. In Rückgriff auf die Überlegungen von Henri Lefbevre, Agnes Heller und Lawrence Grossberg entwickelt sie dazu die Grundlinien einer politischen Theorie des Alltags. Damit legt sie nicht weniger als einen theorie-konzeptionellen Vorschlag zu einer Konkretisierung materialistischer politischer Theorie vor. Eine Theorie, in der Alltag eben als eine "gesellschaftstheoretische Denkfigur" (Bargetz) verstanden wird, mit der es möglich wird, "Gesellschaft zu erkennen" (Lefebvre). Leseprobe

Alexander Harder
Autoritärer Populismus und Krisen des Alltags
Erste Einblicke in "Ablehnungskulturen"

Der Beitrag gibt Einblick in das aktuell laufende europäische Forschungsprojekt Cultures of Rejection . Es handelt sich um ein interdisziplinäres Projekt, dessen Klammer eine kulturanthropologische Methodologie bildet. Ausgangspunkte sind der aktuelle Zulauf zu rechten Parteien und zu autoritären Bewegungen (auch) in Europa. Cultures of Rejection interessiert sich dafür, wie Krisen und Transformationen auf der Ebene von Arbeitsplatz, Alltag und Gesellschaft erzählt und eingeordnet werden. Da sich das Projekt noch in der Phase der empirischen Erhebung befindet, beziehe ich mich im Folgenden vor allem auf die gesellschaftstheoretischen und methodologischen Grundlagen der Studie. Hier stelle ich für den folgenden Beitrag die Perspektive der Konjunkturanalyse in den Mittelpunkt, die zentrale Überlegungen der kritischen Cultural Studies aufgreift. Der Beitrag bietet anschließend einen Einblick in erste vorläufige Erkenntnisse aus semi-strukturierten Feldinterviews im Rahmen des Projekts mit Erwerbstätigen in Einzelhandel und Logistik.

Richard Bärnthaler, Andreas Novy, Leonhard Plank
Umkämpfte Alltagsökonomie
Auseinandersetzungen um ihre Bereitstellung am Beispiel Wien

Basierend auf Nancy Frasers Konzept der Kämpfe um Grenzziehungen (boundary struggles) untersucht der Artikel die historisch umkämpften und im Wandel befindlichen Versorgungsleistungen der Ökonomie des Alltagslebens. Dabei diskutieren wir am Beispiel Wien vergangene und gegenwärtige gesellschaftliche Auseinandersetzungen darüber, wer welche Alltagsgüter und -leistungen für wen bereitstellt und schließen mit einem Ausblick auf eine zukunftsfähige Ökonomie des Alltagslebens im 21. Jahrhundert.

Marion Ott
Immanente gesellschaftliche Verhältnisse
Kinderschutz und Entwicklungsförderung in institutionalisierten Alltagspraktiken

Ebenfalls ethnographisch, aber in Orientierung an der institutional ethnography von Dorothy Smith, geht Marion Ott in ihrem Beitrag der Institutionalisierung präventiver Logik im sozialpädagogischen und pädiatrischen Alltag nach: Am Beispiel stationärer Mutter-Kind-Einrichtungen in der Kinder- und Jugendhilfe und der kindermedizinischen Entwicklungsdiagnostik kann sie so herausarbeiten, wie der dortige institutionalisierte Alltag mit gesellschaftlichen Verhältnissen verknüpft ist bzw. diese Verhältnisse den institutionalisierten Alltag hervorbringen.

Kathrin Schulze
Gewöhnliche Unterscheidungen
Antiziganistische Stereotypisierungen in Einrichtungen der Offenen Kinder-und Jugendarbeit

Der Beitrag setzt sich mit der Alltäglichkeit antiziganistischer Unterscheidungspraktiken im Kontext der Offenen Kinder- und Jugendarbeit auseinander. Dabei wird eine spezifische Artikulationsweise antiziganistischer Stereotype fokussiert, die als emotional-affektive Auseinandersetzungen an der Grenze zum 'Anderen' analytisch gefasst wird. Im Beitrag wird diskutiert, inwiefern sich alltägliche Emotionen als Ausdrücke eines antiziganistischen Gefühls- und Affektregimes lesen lassen.

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